«In meiner künstlerischen Arbeit geht es mir stets um das Prozesshafte. Ich beginne nie mit fertigen Ideen im Kopf – höchstens einer Ahnung davon vielleicht. Dabei lasse ich mich leiten von der immensen Gedankenwelt, die zu Kunst führen kann.»
Nach Ausbildungen an der heutigen ZHdK und der SfG in Bern begibt sich Jörg Brandt (*1963) als Künstler immer wieder an die Basis der Fotografie. Seit den späten 80er Jahren fasziniert ihn das Spurbild und die Lo-Fi-Fotografie – heute oftmals mit Smartphone oder Polaroidkamera. Er gehörte zum Gründungsteam der Kunstschule Wetzikon und in den frühen 90ern zur Künstlergruppe EKG (mit Werner Casty, Jörg Lenzlinger u.a.), die im Umfeld der Kulturfabrik Wetzikon entstanden war. Mit dem Improvisations- und Klangkünstler Pedro Kobler bildete er das Künstlerduo «Zweizeit» und gründete später mit Pat Binder, Rolf Konrad u.a. VLIES, ein Kollektiv, das sich vor allem mit performativen Videoexperimenten in Szene setzte.
1993, im Anschluss an eine Ausstellung in der «Zürcher Kunstszene 91/92» erschien seine Edition «Sichtungen». Als fotografisches Versuchsfeld dienten ihm das Areal und die Gebäude der «Kulturfabrik Wetzikon». Er druckte dabei die Farbschichten von Polaroidbildern auf Büttenpapier, experimentierte mit dem Räumlichen und lotete spielerisch die Grenzen zwischen stehendem und bewegtem Bild aus.
Einstige Fabriken und Industrie-Areale sind für ihn bis heute bedeutende Inspirationsquellen geblieben. «Es sind Hüllen, in denen ich zu klingen beginne. Die Ferne des Vergangenen gibt mir die Ruhe, um Neues entstehen zu lassen.» Weitere wichtige Arbeiten folgten 1994 mit «Julitage», einer Fotoserie mit einem täglich um die gleiche Zeit aufgenommenen Himmelsbild vom Turm einer Fabrik sowie eine Multimedia-Installation zum Thema «Unendlichkeit – einige Annäherungen» im Rahmen des Kunstnovembers in der Zürcher Oberländer Fabrik Schönau.
Zu seinen wichtigen aktuellen Arbeiten gehört die Serie «Dinge», die für den Swiss Photo Award entstanden ist. Die Arbeit thematisiert den Zusammenhang zwischen den modernen fotografischen Mitteln und Möglichkeiten und den daraus resultierenden Botschaften. Verschiedene Objekte wurden dabei in runde Gipsformen vergossen, diese mit dem Smartphone bei Fluoreszenzlicht fotografiert und nachträglich weiss abgeglichen. Dabei handelt es sich technisch um ein analytisch, synthetisches Experiment mit digitalen Farbprozessen. Jörg Brandts Werke tragen mitunter poetische Züge, die der Künstler gerne durch Textfragmente erweitert und ihnen auf diese Weise zu noch mehr Kraft verhilft.